Produktivität mit Opensource und Apps für Android und iOS

Was Espadrilles mit calDAV zu tun haben, warum ich propriäre und Opensourceslösungen für die Koordination der privaten und arbeitsbezogenen Abläufe nutze, erfahrt Ihr in diesem Artikel. Er handelt von meinen Wahlsystemen Android, iOS und Linux. Die vorgestellten Apps gelten somit nicht nur für jene, welche nur auf einem dieser System zuhause sind, sondern auch auch den Wanderern zwischen diesen Welten.

Intro

Vorab muss ich anmerken, dass ich immer einen eigenen Server in einem Rechenzentrum für die Familie als digitalen Hub benutze. Auf jenen laufen dann z.B. Owncloud, TinyTinyRSS und andere Helfer für den alltäglichen und nicht alltäglichen Gebrauch.

Einer meiner Prüfsteine im Bereich familiäre Softwarenutzung ist meine Frau. Da sie auch aus dem Bereich der Informatik kommt, sind wir beide Technikaffin. Sie hat aber einen anderen Herangehensweise und lässt sich nicht auf zeitauwendige Lösungen ein. Auch bei mir bemerke ich mittlerweile eine aufgetretene Schwelle und ich ziehe Qualitätszeit mit unseren Sohn vor. Auch muss ich zugeben, dass ab einem gewissen Alter die Geschwister Entspannung und Ruhe ein nicht zu unterschätzendes Gut sind. Software soll mich auch unterstützen und nicht nur zum Konfigurieren und Bugfixen da sein.

Wenn wir etwas nutzen, dann setze ich gleich den Standard, dass es eine Lösung ist, welche vollkommen ohne großen Aufwand funktioniert. UX sollte nicht ein Fremdwort sein und wenn es am Anfang erst einmal minimale Funktionen gibt, erwarte ich, dass sie ausgereift sind. Gerne helfe ich beim Bugfixen, oder übersetze auch mal eine Software, aber absolutes Betatesting, das early adopter Dasein, ist nicht mehr erwünscht.

Hier kann es auch passieren, dass uns leider nur eine wichtige Komponente fehlt, welche die Software nicht wirklich brauchbar für uns macht.

Als Beispiel muss ich Paperwork anführen, weil ich es mag und vielleicht der Leser des Artikels andere Präferenzen anlegt als ich. Paperwork hatte ich installiert, habe es bei uns aber nicht etabliert. Paperwork gefällt mir und ist nicht einfach nur einen kurzer Blick wert. Es ist der Evernotekiller und kann auch sehr Gut Wunderlist ersetzen.

Paperwork - OpenSource note-taking & archiving alternative to Evernote, Microsoft OneNote & Google Keep
Paperwork rocks

Ich kann es kaum erwarten Paperwork wieder zu nutzen. Der Showstopper ist hier also nicht Paperwork, die Software an sich selbst, sondern leider das Fehlen eines mobilen Client für Android oder auch iOS. Die Weboberfläche setzt natürlich eine dauerhafte Verbindung bei Eingabe voraus, ein Mobileclient kann sich aber auch zu einem späteren Zeitpunkt synchronisieren. Somit fällt es für mich leider aus dem Rahmen, da ich auf den mobilen Client angewiesen bin.

Die Prioritäten sitzen bei mir auf gute Funktionen, schöne und einfache UX, Synchronisation mit der eigenen Cloud unter Zuhilfenahme von etablierten Standards und natürlich keine erzwungenen Käufe innerhalb der App für normale Funktionen. Als gutes Beispiel für Inappköufe ist der unten genannten Kalender für iOS. Hier habe ich nicht Probleme mit den Käufen innerhalb der App, da diese gerecht sind. Hier sind es zum Beispiel das tägliche Wetter im Kalender, wichtige religiöse Daten, oder auch Sportereignisse. Bei mir ist sehr schnell eine App verschwunden, wenn ich nur den kleinsten Verdacht auf die typische Wegelagerei hege. Ich bin da eher ein Freund des kompletten Softwarekaufs, oder natürlich einer Spende, wenn es ein Opensourceprojekt ist.

Ideen sammeln

Auf Bildern von mir erscheint öfters ein Moleskin in verschiedenen Größen. Funktioniert immer, habe ich immer dabei und lässt mich nie im Stich. Wenn ich z.B. aus verschiedenen Gründen meine Geräte nicht aus dem Rucksack holen und nutzen möchte, sind jene die absolute Grundlage der Notizen meiner Gedankengänge. Probiert es aus, eine Notiz im Moleskin wird immer besser aufgenommen als das Mobile in die Hand zu nehmen. Und es wird immer positiv interpretiert, glaubt mir.

Moleskins in verschiedenen Groessen
Moleskins sind immer ein paar Worte wert

Auch bietet es die Möglichkeit gleich etwas zu scribbeln und auch anderen am Tisch sitzenden die Ideen zu veranschaulichen. Mir hat dies sehr oft geholfen, Ideen, welche ich nur in einem Satz auf meiner mobilen Plattform niedergeschrieben hätte, einige Tage später noch nachvollziehen zu können. Das kann keine App, egal wie gut sie ist.

Für meine tägliche Dosis an Nachrichten benutze ich natürlich immer noch, wie in den letzten 7 JahrenTinyTinyRSS als Backend und für Android News+ inkl TinyTinyRSS-Connector und auf iOS ist es tiny reader. News+ ist der absolute Standard für mich und wird immer auf dem Tablet benutzt. Fast jeder von mir geteilte Link hat seinen Weg eigentlich über News+ gefunden. News+ hatte nach seinem Erscheinen gReader von dem gleichen Entwickler ersetzt. Damals machte ich noch für gReader die Betatests für die Verbindung zu TinyTinyRSS. Der Entwickler ist sehr nett und hatte auch bei Bugs gleich ein offenes Ohr und bedankte sich auch für die Logs etc.
Ein Vorteil der App ist auch, dass die Artikel innerhalb des Readers und nicht in einem externen Browser geöffnet werden. Dies hatte mich immer bei der offiziellen App von TTRSS geärgert, aber das lässt sich ja der Developer der Software nicht hineinreden Poke

Ich möchte auch nicht Wallabag vergessen. Das Projekt ist seit seinem Start als Poche schon mehrfach in meinem Blog vertreten gewesen und bietet natürlich die fast gleiche Glückseligkeit wie auch Pocket.

Wallabag bietet Clients für Android, iOS, Firefox, Chrome und kann selbst gehostet, oder ein Account bei Framabag erstellt werden Für mich ein weiterer Sargnagel in dem Projekt Mozilla Firefox, denn erst einen Blob in den Browser etablieren und dann noch Pocket damit zu verbinden ist für mich nicht mehr wirklich Opensource. Da ist ja ein nackter Chrome mehr Opensource als Firefox in meinen Augen. Ich hoffe auf einen kompletten Fork wie Iceaweasel für jede Plattform erhätlich.

Aufgabenverwaltung

Um meine Aufgaben zu verwalten, Einkaufslisten zu benutzen und auch mal ein paar Stichwörter für ein Blogartikel abzulegen, nutze ich auf iOS die App 2Do und unter Android Mirakel.

App2Do ist hier eine propritäre Lösung, aber meiner Meinung nach die beste erhätliche für iOS und es verträgt sich sehr Gut mit Owncloud. Alle Listen, welche ich darin über calDAV anlege und komplett nutze, Notizen etc, werden perfekt an Ownlcoud übertragen. Auch die Änderungen, welche ich Online über die App Tasks vornehme finden sich später wieder auf App2Do. Normalerweise muss man so etwas nicht extra betonen, aber leider lehrte mich die Vergangenheit, dass es da doch das ein oder andere kleine Problem geben könnte. App2Do ist im Moment als App der Woche kostenlos erhältlich, zuschlagen :)

Androids Mirakel ist wirklich ein Tausendsassa. Von und zu Owncloud geht ohne Komplikationen solange die gepatchte Version von DAVDroid von der Seite der Mirakelentwickler installiert wird. Der Patch wird leider erst von den Entwicklern von DAVdroid später eingepflegt. Mirakel synchronisiert sich auch mit dem Server von Taskwarrior, für jene welche sich gerne nicht per caLDAV und Owncloud unterhalten möchten.

In Owncloud benutze ich die Anwendung Tasks um auch am Rechner die Daten bearbeiten zu können. Tasks lohnt sich wirklich und sollte in keiner Installation von Owncloud fehlen. Für mich schießt diese Kombination definitiv Wunderlist ab .

Gut, man sollte die CSS bearbeiten, aber sonst
Gut, man sollte die CSS bearbeiten, aber sonst

Apropos Wunderlist. Ich hatte Wunderlist ja angefangen vor dem Aufkauf von Microsoft zu testen, da ich es als weitere Empfehlung für Ottonormalverbraucher ohne Ambitionen an eine eigene Cloud in mein Portfolio aufnehmen wollte. Deutsches Startup in Berlin klingt doch mal toll, eigentlich. Lustigerweise ist ja bekannterweise Congstar eine Tochterfirma der Telekom und somit kam ich auch in den Genuss von Wunderlist Premium.

Ich habe kein Problem mit dem Aufkauf durch Microsoft, aber die Kunden vorher nicht zu informieren, Ihre Daten nach Redmond ohne Nachfrage zu Grabe zu tragen, ist nicht die feine Art. Nein, ich empfinde es als absolut asozial und eine Frechheit. Hier hat die Firma hinter Wunderlist eine bösartige Kerbe in das Vertrauen zu deutschen Firmen, Startups, geschlagen, welche meiner Meinung nach nicht so einfach zu kitten ist. Stellt sich aber immer wieder die Frage, ob die Herde der Nutzer dies überhaupt geistig realisiert hat, was mir Ihren Daten da passierte. Die großen Magazin äußern sich dazu auf jeden Fall nicht.

Speichere Deine Daten in Deinem Hause, am besten nur mit offener Software wäre hier wohl die Quintessenz für jede spätere zu treffende Entscheidungen. Aber es gibt auch wirklich ehrliche, kaufbare Software, welche den Obolus verdient hat. Man muss sich mittlerweile Entschuldigen, wenn man Software kauft, da es ein Vertrauensbruch zu closed source gibt, auch wenn sie auf Basis von BSD und ehrlich, sicher sein könnte.

Oh, und Wunderlist ist natürlich raus, sie hatten auch nur meine Einkaufsliste ( eine ähnlich wie jene oben auf dem Bild) zum Test und eine Erinnerung an das Onlinebestellen einer Busrundfahrt auf dem Frankfurter Flughafen. Lässt sich übrigens ganz toll hier online buchen.

Termine

Man könnte auch den normalen Kalender unter Android und iOS für die Kommunikation mit einem calDAVserver wie Owncloud nutzen. Das ist aber wie mit Espadrilles joggen gehen. Funktioniert irgendwie, ist aber nicht wirklich von Erfolg gekrönt, egal wie sehr man sich anstrengt und ab einer gewissen Menge verursacht es einfach nur noch Schmerzen.

espandrilles by Richard Grandmorin License CreativeCommons 2 auf Flickr
espandrilles by Richard Grandmorin License CreativeCommons 2 auf Flickr

Unter Android begleitet mich Today Calendar Pro , welcher eigentlich schon durch seine Schlagzeilen bekannt sein sollte. Er ist wirklich jeden Cent wert und nach einem kurzen Test der freien Version habe ich die Vollversion gekauft.

IOS wird von mir mit Week Calender benutzt. Für mich war der von Apple geliefert Kalender noch schlechter als jener, welcher von Google geliefert wurde. Das ist schon einmal eine reife Meisterleistung für ein Unternehmen, welches sich Usererfahrungen auf die Fahne geschrieben hat. Ich bewundere immer noch manche Menschen, welche mit dem normalen Kalender unter iOS sich mit einem Exchange verbinden um Ihre Arbeit zu meistern. Ja, ich kenne da wirklich welche.

Ich werde von beiden Kalenderapps ohne Herausforderungen unterstützt und auch das Einbinden von 4 verschiedenen Kalenderquellen, davon eine geteilte, bringt sie nicht aus dem Trott.

Zeitmanagement

Ich bin ein großer Fan der Pomodoro-Technik und habe dadurch gelernt meine Zeit sehr präzise für alle Aufgaben einzuteilen. Für den Rest setze ich selbst Prioritäten und nutze nicht die großen Bekannten wie GTD etc.

Leider sind nicht alle Apps in dem Bereich das jenes was ich mir erhoffte und bis jetzt ziehe ich die App unter iOS jener von Android vor.

Es kommt auch manchmal vor, dass ich das Projekt Twentyfive auf meinen Webspace benutze. Eine Demo findet sich auf der Entwicklerhomepage.

Unter iOS erinnert mich die App Pomodoro Pro an meine Pausen und teilt mir nach einer von mir erstellten Liste meine Zeit ein

Mir der Anwendung macht es mir wirklich Spaß meine doch sehr begrenzte Zeit in den Griff zu bekommen und viele Dinge habe ich schon in 25 Minuten geschafft, obwohl ich nirm gute 40 Minuten dafür gebraucht hätte. Mich treibt diese Variante des Zeitmanagements auf gute art und Weise an.

Clear Focus: Pomodoro Timer ist nicht wirklich für das Tablet geeignet und macht sich auf einem Telefon etwas besser, aber erfüllt auch seinen Zweck. Zwar ist er nicht so vielseitig was das Pendant unter iOS, aber ich empfinde Ihn als Momentan beste Umsetzung. Wenn es die iOS -App unter Android geben würde, dann wäre mir das auch 1,99 € wert.

Meine wiederkehrende Routinen an Aufgaben, welche von einer bestimmten Anzahl an Tagen abhängt, wird von mir mit einer durch Zufall gefundenen App abgedeckt. Sie ist mir in dem Rahmen eines Blogposts von einem Appleblog als für diesen Tag freie App vorgestellt worden.
Sie ist mir durch Ihre Einfachheit aufgefallen und macht mir einfach Spaß in der Bedienung und in den Erinnerungen.

Und appgerechnet wird zum Schluss

Wenn ich nicht Online meine Zeit mitrechne und dann übergebe, habe ich mir die Anwendung TimeTag angewöhnt. Diese habe ich durch mein Smartphone immer dabei und kann auch die genommenen Zeiten als CSV, HTML, Text exportieren, oder sie an einen eigenen dafür in Owncloud eingerichteten Kalender übergeben. Es besteht natürlich auch die Möglichkeit später Zeiten hinzuzufügen.

Über ein Pendant auf reiner Basis von Owncloud, oder unter Linux, welches so einfach zu handhaben ist, wie jenes unter iOS würde ich mich doch sehr freuen. Leider kann ich hier keine Empfehlung für Android geben, da ich hier noch keine App gesucht habe.

Das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten funktioniert mehr als erstaunlich Gut und hat mir schon gute Dienste geleistet. Ohne das Backend auf dem eigenen Server wäre ich nicht so zufrieden und auch wenn ich öfters über Owncloud fluche, hier spielt die Software sehr Gut mit den Apps zusammen.

5 Gedanken zu „Produktivität mit Opensource und Apps für Android und iOS“

  1. Sehr schöner Artikel. Today Calendar hat es mir jetzt auch angetan. War schon seit längerem auf der Suche nach ner gescheiten App. Die Geschichte mit Wunderlist habe ich auch verfolgt und kann da nur sage „Mit Geld lassen sich alle Ideale kaufen“. Zum kotzen. Welche App ich noch sehr hilfreich im Alltag finde, ist FolderSync. Ich brauche mich um nichts mehr kümmern außer die Dateien in das vorgegebe Verzeichnis zu schmeißen und gut ist.

    • Ja, Foldersync ist wirklich Toll.
      Hätte ich nun mit einem anderen Artikel und einem Pendant für iOS abgedeckt.
      Das Pendant von iOS ist von einem Entwickler, welcher massiv schnell auf Anfragen antwortet und sich sehr viel Mühe mit der App gegeben hat.
      Trotz des Kaufes des Owncloudclients auf beiden Plattform nutze ich extra Apps unter iOS und Android um meine Bilder auf Owncloud just in time zu sichern

  2. Schöne Auflistung. Was mich noch interessieren würde sind 2 Sachen. a) der Instant Bilderupload unter Android und b) Kontakte auf dem iPhone und Android (via Owncloud), weil zur Produktivität gehören m.M. auch Kontakte

    • Hallo Jochen,
      ich fange mal von hinten an.
      Kontakte auf dem Androiden lassen sich perfekt mit davDroid einbinden und unter iOS geht das Nativ.
      Der Instantupload von Bildern geht ohne Probleme unter Android mit der Owncloudapp, oder auch per foldersync (https://play.google.com/store/apps/details?id=dk.tacit.android.foldersync.full&hl=de), zu dieser gibt es auch eine Litevariante.
      Ich habe mit der Fullvariante einen automatischen Upload jeden Abend gemacht.
      Der ging zu einem FTP, zu owncloud und zu einem NAS.

      Entschuldige meine späte Antwort, Du bist leider in dem Spamfilter gelandet und ich hatte, warum auch immer, keine Mail betreffend bekommen.

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